Wie entsteht ein Japanschirm?

japanese umbrellas3 w640Bambusschirme, mit buntem Papier oder Seide bespannt, sind ein beliebtes Dekorationsobjekt, gleichermaßen für den privaten Haushalt wie auch in den Schaufenstern. Diesen Botschaftern asiatischen Flairs haftet etwas Exotisches an, man betrachtet sie gerne.

Der Hochadel der Schirme

Ein echter Wagasa aber, ein traditioneller, japanischer Schirm also, ist für Kenner der König der Schirme schlechthin. Mit viel handwerklichem Geschick und großer Kunstfertigkeit hergestellt, stellt er nach wie vor selbst für die erfahrensten Handwerker eine Herausforderung dar. Ein Wagasa entsteht nicht durch die Hand eines einzelnen Handwerkers, sondern durchläuft bis zur Fertigstellung viele Spezialistenhände und wird von mindestens ebenso vielen prüfenden Blicken begutachtet.

Es können bis zu 10 Handwerker an der Herstellung eines durchschnittlichen Schirms beteiligt sein! Hierzu zählen v.a. Spezialisten für die Bambus- und Holzbearbeitung, Papierhandwerker und Handwerker für die letzten Feinarbeiten. Damit ist das Schirmhandwerk eines der kompliziertesten Handwerke Japans. Von den ersten Herstellungsschritten bis zur Fertigstellung vergehen mindestens etliche Wochen, oft sogar Monate, je nach Größe und Modell.

Wagasa-Handwerker, Meiji-Zeit

Die wichtigsten Herstellungsschritte für einen japanischen Schirm:

  • Vorbereitung:
    Jeder Spezialist bereitet sein Material vor. Dazu gehört insbesondere die Auswahl des richtigen Bambusstammes im Wald, das Lagern und Schneiden, sowie das fachgerechte Zerteilen des Bambusrohrs in viele einzelne Streben. Die Bambus-Vorbehandlung ist einer der zeitaufwändigsten Schritte bei der traditionellen, japanischen Schirmproduktion.
    Ausserdem muss - abhängig vom Schirmmodell - das Papier für die Schirmbespannung, zumeist Kozo-Washi (Japanpapier aus der Papiermaulbeere), von Hand geschöpft werden. Dieses spezielle Washi ist durch seine längeren Fasern besonders robust und belastbar. Falls der Schirm eine Seidenbespannung erhalten soll, muss diese gefärbt und / oder bemalt werden, bevor sie auf den Schirm aufgespannt wird.
  • Zuschnitt der Bambusteile:
    Die vorbereiteten Bambusteile (v.a. die Streben) werden in der Reihenfolge zusammengesetzt, in der sie auch aus dem Bambusrohr geschnitten wurden. Dadurch ergibt sich beim Falten des Wagasa eine geschlossene Oberfläche aus perfekt aneinandergefügten Streben.
  • Zuschnitt der Bespannung:
    Die Papier- oder Seidenbespannung wird abgemessen und in Form geschnitten.
  • Anbringen der Bespannung:
    Die Bespannung wird mit einem Sezialkleber auf das Bambus-Gestänge aufgebracht. Hierbei ist minutiöse Arbeit erforderlich, denn die Sorgfalt des Handwerkers entscheidet über die späteren Falteigenschaften des fertigen Schirms.
  • Trockenphase I:
    Jetzt muss der fertig bespannte Schirm eine Weile trocknen.
  • Lackierung:
    Anschließend werden die Streben und der Griff mit Farbe und Lack aus natürlichen Bestandteilen bestrichen.
  • Trockenphase II:
    Der fast fertige Schirm muss nun einige Tage bis mehrere Wochen trocknen - draussen an der frischen Luft, wenn es das Wetter erlaubt.
  • Das i-Tüpfelchen:
    Zum Schluss folgt noch die Bespannung des zentralen Innengestänges mit einem Muster aus bunten Fäden sowie das Anbringen der Verschlussteile und des Papierhütchens.
  • Fertig!

Welche japanischen Schirm-Sorten gibt es?

Je nach Verwendungszweck unterscheiden sich die Schirme in Gestaltung, Größe und Bespannungsmaterial.
Der schlanke "janome-gasa" wird als tragbarer Sonnenschirm verwendet. Ihn ziert üblicherweise ein zweifarbiges Dekor aus zwei farbigen und einem weissen Ring, das an ein Schlangenauge (janome) erinnert. Für Tanzdarbietungen verwendet man üblicherweise den "buyo-gasa", einen farbigen, handbemalten Seidenschirm. Für die Teezeremonie im Freien sind große, leuchtend rote Schirme üblich. Bei einem Besuch der Queen in Japan saß diese unter einem solchen "nodate-gasa". Der "ban-gasa" schließlich ist ein robuster Schirm für den Alltagsgebrauch, der durch die Bespannung mit strapazierfähigem, geöltem Paper wasserabweisend ist. Er ist etwas schwerer als der "janome-gasa".

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