Geisha ist ein Job. Schön, aber hart

Auf halbem Weg zum Sensoji und doch Welten von ihm entfernt malt Norie ihren Mund gerade zu einer kleinen roten Kirsche. Wirtschaftswissenschaften hat sie studiert, und manchmal hört sie Rockmusik, surft im Internet oder schreibt sms an ihre Freundinnen. Bevor sie sich am Nachmittag in einem kleinen Okiya-Haus hinter der Kototoi dori in einen Schmetterling der Nacht verwandelt. Mit prächtigem Kimono und weissem Gesicht.

Norie ist eine Geisha,

wie schon ihre Mutter und Grossmutter.Eine Frau, zu deren Geheimnissen ihr Geburtsjahr gehört, denn «eine Geisha hat kein Alter». Die Zeiten, in denen eine Geisha mit ihren «Schwestern» unter der Knute ihrer Okasan, einer Art Ziehmutter, in der Okiya lebte, sind längst vergangen. Norie und ihre Kolleginnen leben in eigenen Wohnungen und kommen vor den Engagements nur zum Umziehen in das Geisha-Haus. «Manchmal fragt mich ein ausländischer Kunde, ob ich damals von meinen Eltern verkauft wurde», amüsiert sie sich.

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Die meisten Okiyas haben heute Websites,

und die Mädchen bewerben sich übers Internet. «Geisha ist ein Job. Schön, aber hart. Und leider viel zu selten geworden.» 394 Teehäuser mit Geishas weist der Vergnügungsführer von 1869 noch für Asakusas Tempelbezirk aus, die Geisha-Vereinigung stiftete sogar die grosse Steinlaterne am Sensoji, verziert mit den Namen der edlen Damen. Heute sind beim «Kenban», der offiziell zuständigen Geisha-Agentur in Asakusa, nur noch einundfünfzig Geishas registriert, vierzig davon arbeiten tatsächlich als exquisite Unterhalterinnen.
Text + Bilder: © "DU - das Kulturmagazin", www.du-magazin.com

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